Ein Blick zurück

Ein Haus mit Geschichte
Vor über 300 Jahren entstand in Gröbzig eine jüdische Gemeinde. Die liberale Siedlungspolitik der anhaltinischen Fürsten sowie die Nähe zu Messestädten wie Leipzig, Braunschweig und Köthen machten die Stadt attraktiv für jüdische Familien.
Erste Hinweise auf jüdisches Leben stammen aus den Jahren 1660 und 1670.Hier bestätigen Dokumente die jüdische Beteiligung am Markttag, zehn Jahre später wurde der jüdische Friedhof angelegt – ein Zeichen für eine stabile Gemeinde.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde auf über 15 % der Stadtbevölkerung. Die erste Synagoge musste wegen Baufälligkeit abgerissen werden. An ihrer Stelle wurde 1796 in der eine neue Synagoge eingeweiht.
Ab den 1830er-Jahren verbreitete sich in Gröbzig die liberale jüdische Strömung, inspiriert von der Dessauer Gemeinde. 1858 wurde die Synagoge umgebaut: Die offene Vorhalle wurde geschlossen, Frauen und Männer betraten das Gebäude nun durch einen gemeinsamen Eingang. Im Zuge weiterer Reformen und Umgestaltungen wurde die Bima (Lesepult für die Torarolle) vor den Toraschrein verlegt, Einzelsitze durch Bänke ersetzt und die Gottesdienstgestaltung modernisiert.
Durch den Kauf des Nachbargrundstückes wurde das Synagogengelände erweitert. Hier lebten nun der Kantor sowie der Lehrer, und die ehemalige Schmiede wurde zur Schule umgestaltet. Seit 1841 besuchten jüdische Kinder die städtische Schule. Somit fand in der neuen Schule der jüdischen Gemeinde nur noch der Religionsunterricht statt. Das alte Schulhaus wurde abgerissen und durch ein Torhaus ersetzt. Auf der anderen Seite des Vorgartens entstand eine Remise für den Leichenwagen.
Mit der Reichsgründung 1871 erhielten jüdische Bürger gleiche Rechte und konnten Berufe außerhalb von Handel und Finanzwesen ergreifen. Viele Familien zogen in größere Städte, wodurch sich die Gemeinde stark verkleinerte ließ. Sie überließen das Gebäude der Stadt für 50 Jahre, um dort ein Heimatmuseum einzurichten, das 1935 eröffnet wurde.
Im selben Jahr wurden die Synagoge und der jüdische Friedhof unter Denkmalschutz gestellt. Durch diese Umstände wurde die Synagoge von der Vernichtung im Novemberpogrom 1938 gerettet.
Während des Nationalsozialismus mussten die letzten jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner ins Kantorhaus ziehen, bevor sie deportiert und ermordet wurden. Mit der Deportation in ein jüdisches Altenheim in Halle/Saale von Rosalie Meyerstein 1940 endete die jüdische Gemeinde Gröbzigs.
1984 begannen nach jahrzehntelanger Nutzung als Heimatmuseum Restaurierungsarbeiten, um den ursprünglichen Zustand der Synagoge wiederherzustellen. 1988 wurde das „Museum Synagoge Gröbzig“ eröffnet. Seither gaben verschiedene Sonder- und Dauerausstellungen Einblicke in die jüdische Kultur aber auch vor allen in die jüdische Geschichte der Stadt sowie der Region.
Mit der Neueröffnung im November 2024 zeigt sich das Museum nach fünf Jahren Sanierungsarbeiten mit barrierefreien Zugängen und einer neuen modernen Sonderausstellung.